Santiago Carrillo und der demokratische Weg zum Sozialismus (23.04.2024)

Veröffentlicht am 23. April 2024 um 12:15

Santiago Carrillo (1915-2012) war von 1960 bis 1982 Generalsekretär der Kommunistischen Partei Spaniens. Er war zusammen mit Enrico Berlinguer (PCI) und Georges Marchais (PCF) Teil der eurokommunistischen Strömung innerhalb der westeuropäischen Kommunistischen Parteien. Diese suchte einen demokratischen Weg zum Sozialismus und mehr Unabhängigkeit von der Sowjetunion. In seinem 1977 erschienenen Buch "Eurokommunismus" und Staat fasste er die Gedanken und politische Strategie der Eurokommunisten zusammen.

 

Carrillo wollte mit seinem Buch eine marxistische Analyse der aktuellen politischen Situation in Westeuropa machen, und daraus einen Aktionsplan, eine Strategie für die Kommunistischen Parteien dieser Länder formulieren. In einer entwickelten bürgerlichen Demokratie muss die KP aufgrund einer "konkreten Analyse der konkreten Realität" eine den Gegebenheiten angepasste Strategie verfolgen, denn ohne diese sei der Marxismus pure Ideologie, die die Realität ignoriere. Carrillo erkennt, dass der moderne kapitalistische Staat, den er 1977 beobachtet, und auch heute (2024) immer noch derselbe ist, nicht mehr dem grossen Teil der Bourgeoisie, sondern nur noch wenigen Eliten dient. Somit tritt er nicht nur dem Proletariat, sondern einem breiten Teil der Gesellschaft (Bauern, Akademiker, Händler…) gegenüber. Dies bietet wiederum die Möglichkeit, dass sich diese unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Übereinstimmung gegenüber den grossen Monopolen, die vom Staat gestützt werden, befinden. Der Eurokommunismus steht vor der Notwendigkeit, der Gesellschaft klarzumachen, dass der aktuelle kapitalistische Staat langfristig die Demokratie zerstört, und dass zu deren Überleben und Ausweitung eine sozialistische Gesellschaft nötig ist. Dies bekräftigt die Eurokommunisten, einen demokratischen Weg zur sozialistischen Gesellschaft zu begehen, der nicht nur für das Proletariat, sondern für eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung notwendig geworden ist, und der in einem neuen historischen Block, einem antimonopolistischen Bündnis, mündet. Der Kampf um den Sozialismus muss heute mit dem Kampf für mehr Demokratie aufs Engste verbunden werden. Um eine hegemoniale Rolle zu entwickeln, müssen deshalb progressive Gruppen wie die Kommunistische Partei gesamtgesellschaftliche Probleme durchdenken und sich im Namen eines Grossteils der Gesellschaft gegen die an der Macht verbleibende und abgesonderte Oligarchie stellen. Die von Carrillo präsentierte Strategie lässt sich mit jener von Chantal Mouffe, Theoretikerin des Linkspopulismus, aufs Engste verbinden. Der Kampf zum Aufbau einer neuen Hegemonie muss innerhalb der Institutionen, von der Kirche, der Bildung und bis zur Kultur geführt werden.

 

Carrillo sieht in den heutigen westlichen Gesellschaften den demokratischen als einzigen sinnvollen Weg zur Eroberung der Macht durch kommunistische und sozialistische Kräfte. Er könne zwar sein, dass in gewissen Situationen, bei Unterstützung einer Mehrheit der Bevölkerung, die Anwendung von Gewalt gerechtfertigt sei, dies ist aber in der aktuellen Situation nicht gegeben. Die Umgestaltung des Staatsapparates soll in einem ersten Schritt durch deren Demokratisierung stattfinden, was durch die Bekämpfung der bürgerlichen Ideologie und ihrer hegemonialen Stellung zustande gebracht werden soll. Dafür braucht es eine Allianz breiter Bevölkerungsschichten, die sich vorher oft im Namen des Klassenkampfes gegenseitig bekämpften. Heute (2024) muss sich eine solche Allianz gegen die neoliberale Hegemonie bilden, und Arbeiter:innen, Angestellte, Kleinunternehmer:innen und viele weitere Gruppen vereinen, die unter der Monopolstellung von Grosskonzernen und weniger Milliardäre leiden.

 

Im Bereich der Sicherheitspolitik nimmt Carrillo eine sehr skeptische Position gegenüber der NATO ein. Angesichts der defensiven Haltung des Warschauer Pakts, muss die NATO immer wieder Rechtfertigungen für ihre Existenz finden (im Jahr 2024 wird Russland als Rechtfertigung benutzt). Schlussendlich sei das Bündnis "ein politisches, wirtschaftliches und militärisches Kontrollinstrument der Amerikaner über Europa." Carrillo strebt die Überwindung der militärischen Blockpolitik, die komplette Abschaffung von Militärstützpunkten auf fremden Boden sowie allgemeine Abrüstung und das Verbot von Atomwaffen an.

 

Den Wandel zu einer sozialistischen Wirtschaft sieht Carrillo als längeren Prozess mit mehreren Etappen, bei denen öffentliche und private Eigentumsformen für eine längere Zeit nebeneinander bestehen. Die Herrschaft des Monopolkapitals würde dabei als erstes zerstört, und der Übergang zur sozialistischen und demokratischen Wirtschaft graduell vollzogen. Der öffentliche Sektor wird dabei immer mehr eine beherrschende Stellung in der Wirtschaft einnehmen, und die gewonnene politische Hegemonie durch die Kräfte der Arbeit und Kultur den Weg zu einer Gesellschaft der Gleichheit und ohne Klassen gewährleisten. Carrillo ist sich bewusst, dass das Erkämpfen einer hegemonialen Stellung in den westlichen Ländern sehr schwierig ist, schätzt aber ein, dass dafür die darauffolgende Umgestaltung der Gesellschaft durch den hohen Entwicklungsgrad der Wirtschaft schneller vollzogen werden kann.

 

Carrillo reagiert ebenfalls auf die Anklage einiger kommunistischer Strömungen, Eurokommunisten seien Reformisten. Er zitiert dabei Lenin, der am Vorabend der Revolution selbst sagte, dass der Weg zum Sozialismus unterschiedlich sein könne, und über unterschiedliche Formen von Demokratie oder Diktatur des Proletariats führen könne. Ebenfalls zitiert er Chruschtschow, der die Möglichkeit der Machteroberung auf demokratischem Weg sah, die zur Etablierung einer echten Demokratie, einer Demokratie der Werktätigen führen könne.

Carrillo weist darauf hin, dass die Wertschätzung des allgemeinen Wahlrechts nicht bedeutet, dass sich die Demokratie für die Bevölkerung auf das Wählen alle paar Jahre beschränken sollte, ganz im Gegenteil. Die demokratische Kontrolle durch die Bevölkerung soll ausgeweitet werden, so dass sie die Mandatsträger bei schlechter Arbeit absetzen und in allen Bereichen schnell eingreifen können (Volkskontrolle). Das Demonstrations- und Streikrecht sowie komplette Pressefreiheit müssen gewährleistet sein.

 

Die Kommunistische Partei soll gemäss Carrillo weiterhin eine Vorhut mit einer schöpferischen marxistischen Haltung darstellen. Sie erkennt jedoch, dass sie nicht die alleinige Vertreterin der Arbeiterklasse ist, und dass auch andere sozialistische Parteien einen Teil der Werktätigen rechtmässig vertreten können. Die Partei setzt sich kritisch mit den eigenen Positionen und jenen der anderen Parteien auseinander, und der demokratische Zentralismus nach sowjetischem Vorbild wird verworfen.

Carrillo macht jedoch auch klar, dass der Eurokommunismus keinesfalls mit der Sozialdemokratie verwechselt werden darf. Der Eurokommunismus setzt sich nämlich das Ziel, die kapitalistische Gesellschaft umzugestalten und den Sozialismus zu errichten. Die Sozialdemokratie hingegen hat das Ziel, diese kapitalistische Gesellschaft zu verwalten und sich in diese einzugliedern. Dies ist heute besonders auffällig: In Deutschland ist die SPD seit Jahren Garant von Austeritätspolitik, wenn immer sie an der Macht ist, und in der Schweiz ist die SP in eine bürgerlich und neoliberal dominierte Regierung integriert. Carrillo sieht zwar die Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit anderen progressiven Parteien, jedoch nur mit jenen, die nicht auf die monopolistische Eigentumsform eingeschworen sind.

 

Carrillo ist sich bewusst, dass im kapitalistischen demokratischen Staat alles für die Verteidigung der Interessen der herrschenden Klasse geordnet ist. Er ist jedoch davon überzeugt, dass die Errichtung einer neuen hegemonialen Ordnung möglich ist. Mir scheint es, dass gerade heute, in einer Zeit der tiefen Krise des Kapitalismus, der Erfolg der Rechtspopulisten gezeigt hat, dass die demokratische Machtübernahme möglich ist, und wir als Linke alles Mögliche tun müssen, damit die gegenwärtige neoliberale Ordnung von einer progressiven, linken Hegemonie ersetzt wird, und nicht von rassistischen Ideologien, die gleichzeitig weiterhin dem Kapital dienen.

 

Da Carrillo den demokratischen Weg für die Errichtung des Sozialismus befürwortet, lehnt er für die westlichen Länder konsequenterweise auch die Diktatur des Proletariats ab. Diese Strategie sei in Umständen wie der russischen Revolution, in der ein Bruchteil der Bevölkerung die Macht erobern musste, gerechtfertigt und habe zur Errichtung einer neuen Hegemonie beigetragen (die Diktatur des Proletariats war in diesem Fall also eine historische Notwendigkeit, und könnte es auch heute noch in gewissen unterentwickelten Ländern sein). Im gegenwärtigen Westeuropa sei dies jedoch nicht die richtige Vorgehensweise, denn hier stellen die Werktätigen eine Mehrheit der Bevölkerung dar, und hier kann eine neue Hegemonie nur durch die Erweiterung der Demokratie entstehen. Dem würde ich ebenfalls zustimmen, denn heute führen Gewalt und Zwangsmassnahmen vielmehr zu Marginalisierung als zu mehr Unterstützung durch die Bevölkerung.

 

Carrillo bekräftig zum Schluss, dass die Kommunist:innen in jedem Land einen eigenen Weg zur Überwindung der kapitalistischen Gesellschaft suchen müssen, wobei die internationale Solidarität trotzdem gewährleistet sein muss. Er lehnt den militärischen Kampf zwischen den zwei Machtblöcken ab, den er als Selbstmord für die Menschheit betrachtet. Er hält fest, dass es unterschiedliche kommunistische Strömungen gibt (Sowjetunion, China, Eurokommunismus…), die vom nationalen Faktor, den spezifischen Gegebenheiten des Landes beeinflusst werden, weshalb er auch die Intervention des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei (1968) verurteilt, die eine solche eigenständige Entwicklung, womöglich zu einer Demokratie der Werktätigen, verhindert hat.

 

Die Analyse Carrillos behält meines Erachtens auch heute noch ihre Aktualität. Der demokratische Weg zum Sozialismus stellt zur aktuellen Zeit in den westlichen Ländern wie der Schweiz die einzige, wenn auch sehr schwer zu realisierende, Möglichkeit dar. Wiederum müssen wir uns gegen den Kampf zwischen zwei Blöcken (USA/China und Russland) wehren, die beide nicht unseren Idealen entsprechen. Es gilt weiter die Notwendigkeit, für die Erstellung einer Gegenhegemonie gegen die neoliberale Elite zu kämpfen. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist mit der Politik der europäischen Regierungen frustriert, jetzt gilt es mit allen Mitteln diese Menschen zu erreichen und ihnen zu zeigen, dass eine gerechtere Gesellschaft möglich ist, in denen die Menschen die Priorität vor dem Kapital darstellen. Dieser Kampf ist jetzt, in einer Zeit der Militarisierung und dem Aufrüstungsfieber, die unbedingt gestoppt werden müssen, so wichtig wie seit langem nicht mehr. In dem Sinn ist es, wie Carrillo in seinem Buch schreibt, die Aufgabe der kommunistischen Parteien "dazu beizutragen, dass die Kräfte der Arbeit und der Kultur die politische und gesellschaftliche Hegemonie erobern."

 

Quellen/sources/fonti:

Bild: Zusammenstellung des Autors

 

Santiago Carrillo et la voie démocratique vers le socialisme

 

Santiago Carrillo (1915-2012) a été secrétaire général du Parti communiste espagnol de 1960 à 1982. Il faisait partie, avec Enrico Berlinguer (PCI) et Georges Marchais (PCF), du courant eurocommuniste au sein des partis communistes d'Europe occidentale. Celui-ci cherchait une voie démocratique vers le socialisme et une plus grande indépendance vis-à-vis de l'Union soviétique. Dans son livre "Eurocommunisme" et Etat, paru en 1977, il a résumé la pensée et la stratégie politique des eurocommunistes.

 

Dans son livre, Carrillo voulait faire une analyse marxiste de la situation politique actuelle en Europe occidentale et formuler à partir de là un plan d'action, une stratégie pour les partis communistes de ces pays. Dans une démocratie bourgeoise développée, le PC doit suivre une stratégie adaptée aux circonstances sur la base d'une "analyse concrète de la réalité concrète", car sans cela, le marxisme est une pure idéologie qui ignore la réalité. Carrillo reconnaît que l'État capitaliste moderne qu'il observe en 1977, et qui est toujours le même aujourd'hui (2024), n'est plus au service de la grande partie de la bourgeoisie, mais seulement de quelques élites. Ainsi, il n'affronte pas seulement le prolétariat, mais une large partie de la société (paysans, universitaires, commerçants...). Cela offre à nouveau la possibilité que ces différents groupes de population se trouvent en accord face aux grands monopoles soutenus par l'État. L'eurocommunisme est confronté à la nécessité de faire comprendre à la société que l'État capitaliste actuel détruit la démocratie à long terme et qu'une société socialiste est nécessaire à sa survie et à son extension. Cela conforte les eurocommunistes dans leur volonté d'emprunter une voie démocratique vers la société socialiste, devenue nécessaire non seulement pour le prolétariat, mais aussi pour une grande majorité de la population, et qui débouchera sur un nouveau bloc historique, une alliance antimonopoliste. La lutte pour le socialisme doit aujourd'hui être étroitement liée à la lutte pour plus de démocratie. Pour développer un rôle hégémonique, les groupes progressistes comme le Parti communiste doivent donc réfléchir aux problèmes de l'ensemble de la société et s'opposer, au nom d'une grande partie de la société, à l'oligarchie qui reste au pouvoir et qui fait bande à part. La stratégie présentée par Carrillo peut être étroitement liée à celle de Chantal Mouffe, théoricienne du populisme de gauche. La lutte pour la construction d'une nouvelle hégémonie doit être menée au sein des institutions, de l'Eglise à l'éducation en passant par la culture.

 

Carrillo considère que dans les sociétés occidentales actuelles, la démocratie est la seule voie valable pour la conquête du pouvoir par les forces communistes et socialistes. Il affirme que dans certaines situations, avec le soutien d'une majorité de la population, le recours à la violence est justifié, mais ce n'est pas le cas dans la situation actuelle. La transformation de l'appareil d'État doit passer dans un premier temps par sa démocratisation, ce qui doit être réalisé en combattant l'idéologie bourgeoise et sa position hégémonique. Pour cela, il faut une alliance de larges couches de la population qui, auparavant, s'affrontaient souvent entre eux au nom de la lutte des classes. Aujourd'hui (2024), une telle alliance doit se former contre l'hégémonie néolibérale et unir les ouvriers, les employés, les petits entrepreneurs et de nombreux autres groupes qui souffrent de la position de monopole des grandes entreprises et de quelques milliardaires.

 

Dans le domaine de la politique de sécurité, Carrillo adopte une position très sceptique vis-à-vis de l'OTAN. Face à l'attitude défensive du Pacte de Varsovie, l'OTAN doit sans cesse trouver des justifications à son existence (en 2024, c'est la Russie qui est utilisée comme justification). Selon lui, l'Alliance est "un instrument de contrôle politique, économique et militaire des Américains sur l'Europe". Carrillo aspire au dépassement de la politique des blocs militaires, à l'abolition complète des bases militaires sur sol étranger ainsi qu'au désarmement général et à l'interdiction des armes nucléaires.

 

Carrillo voit la transformation vers une économie socialiste comme un processus plus long, comportant plusieurs étapes, au cours desquelles les formes de propriété publique et privée coexistent pendant une période prolongée. La domination du capital monopolistique serait la première à être détruite, et la transition vers une économie socialiste et démocratique se ferait progressivement. Le secteur public occupera une position de plus en plus dominante dans l'économie, et l'hégémonie politique acquise par les forces du travail et de la culture garantira la voie vers une société d'égalité et sans classes. Carrillo est conscient que la lutte pour une position hégémonique dans les pays occidentaux est très difficile, mais il estime qu'en contrepartie, la transformation de la société qui s'ensuit peut être réalisée plus rapidement grâce au degré élevé de développement de l'économie.

 

Carrillo réagit également à l'accusation de certains courants communistes, selon laquelle les eurocommunistes seraient des réformistes. Il cite Lénine qui, à la veille de la révolution, disait lui-même que la voie vers le socialisme pouvait varier et passer par différentes formes de démocratie ou de dictature du prolétariat. Il cite également Khrouchtchev, qui voyait la possibilité de conquérir le pouvoir par la voie démocratique, ce qui pouvait conduire à l'établissement d'une véritable démocratie, une démocratie des travailleurs.

Carrillo fait remarquer que la valorisation du suffrage universel ne signifie pas que la démocratie devrait se limiter pour la population à voter tous les quelques ans, bien au contraire. Le contrôle démocratique par la population doit être étendu, de sorte qu'elle puisse révoquer les élus en cas de mauvais travail et intervenir rapidement dans tous les domaines (contrôle populaire). Le droit de manifester et de faire grève ainsi que la liberté complète de la presse doivent être garantis.

 

Selon Carrillo, le parti communiste doit continuer à représenter une avant-garde avec une attitude marxiste créatrice. Il reconnaît cependant qu'il n'est pas le seul représentant de la classe ouvrière et que d'autres partis socialistes peuvent légitimement représenter une partie des travailleurs. Le parti examine de manière critique ses propres positions et celles des autres partis, et le centralisme démocratique du modèle soviétique est rejeté.

Mais Carrillo précise également que l'eurocommunisme ne doit en aucun cas être confondu avec la social-démocratie. L'eurocommunisme se fixe en effet pour objectif de transformer la société capitaliste et d'instaurer le socialisme. La social-démocratie, en revanche, a pour objectif de gérer cette société capitaliste et de s'y intégrer. C'est particulièrement frappant aujourd'hui : en Allemagne, le SPD est depuis des années le garant des politiques d'austérité chaque fois qu'il est au pouvoir, et en Suisse, le PS est intégré dans un gouvernement dominé par la bourgeoisie et le néolibéralisme. Carrillo voit certes la possibilité d'une collaboration avec d'autres partis progressistes, mais uniquement avec ceux qui ne sont pas voués à la forme monopolistique de la propriété.

 

Carrillo est conscient que dans l'État démocratique capitaliste, tout est ordonné pour la défense des intérêts de la classe dominante. Il est cependant convaincu que la mise en place d'un nouvel ordre hégémonique est possible. Il me semble que c'est précisément aujourd'hui, dans une période de crise profonde du capitalisme, que le succès des populistes de droite a montré que la prise de pouvoir démocratique est possible et que nous devons, en tant que gauche, faire tout ce qui est possible pour que l'ordre néolibéral actuel soit remplacé par une hégémonie progressiste de gauche, et non par des idéologies racistes qui continuent en même temps à servir le capital.

 

Étant donné que Carrillo préconise la voie démocratique pour l'instauration du socialisme, il rejette également de manière cohérente la dictature du prolétariat pour les pays occidentaux. Selon lui, cette stratégie se justifie dans des circonstances comme la révolution russe, où une fraction de la population a dû conquérir le pouvoir et a contribué à l'établissement d'une nouvelle hégémonie (la dictature du prolétariat était donc dans ce cas une nécessité historique, et pourrait encore l'être aujourd'hui dans certains pays sous-développés). Mais dans l'Europe occidentale actuelle, ce n'est pas la bonne approche, car les travailleurs y représentent une majorité de la population, et une nouvelle hégémonie ne peut y naître que par l'extension de la démocratie. Je serais également d'accord avec cela, car aujourd'hui, la violence et les mesures coercitives conduisent plutôt à la marginalisation qu'à un soutien accru de la population.

 

Carrillo conclut en affirmant que les communistes de chaque pays doivent chercher leur propre voie pour surmonter la société capitaliste, tout en garantissant la solidarité internationale. Il rejette la lutte militaire entre les deux blocs de pouvoir, qu'il considère comme un suicide pour l'humanité. Il constate qu'il existe différents courants communistes (Union soviétique, Chine, eurocommunisme...) influencés par le facteur national, les conditions spécifiques du pays, raison pour laquelle il condamne également l'intervention du Pacte de Varsovie en Tchécoslovaquie (1968), qui a empêché une telle évolution autonome, éventuellement vers une démocratie des travailleurs.

 

L'analyse de Carrillo garde, à mon avis, toute son actualité aujourd'hui. La voie démocratique vers le socialisme représente actuellement la seule possibilité, bien que très difficile à réaliser, dans les pays occidentaux comme la Suisse. Une fois de plus, nous devons nous opposer à la lutte entre deux blocs (États-Unis/Chine et Russie) qui, tous deux, ne correspondent pas à nos idéaux. La nécessité de lutter pour la création d'une contre-hégémonie contre l'élite (néolibérale) reste d'actualité. Une grande partie de la population est frustrée par la politique des gouvernements européens, il s'agit maintenant d'atteindre ces personnes par tous les moyens et de leur montrer qu'une société plus juste est possible, dans laquelle les personnes représentent la priorité par rapport au capital. Cette lutte n'a jamais été aussi importante depuis longtemps, à une époque où la militarisation et la course aux armes doivent absolument être arrêtées. En ce sens, comme l'écrit Carrillo dans son livre, la tâche des partis communistes est de "contribuer à la conquête de l'hégémonie politique et sociale par les forces du travail et de la culture".

 

Santiago Carrillo e la via democratica verso il socialismo

 

Santiago Carrillo (1915-2012) è stato segretario generale del Partito comunista spagnolo dal 1960 al 1982. Insieme a Enrico Berlinguer (PCI) e Georges Marchais (PCF), fece parte della corrente eurocomunista dei partiti comunisti dell'Europa occidentale. Quest'ultima cercava un percorso democratico verso il socialismo e una maggiore indipendenza dall'Unione Sovietica. Nel suo libro "L'eurocomunismo" e lo Stato, pubblicato nel 1977, egli riassume le idee e la strategia politica degli eurocomunisti.

 

Con il suo libro, Carrillo intendeva fare un'analisi marxista dell'attuale situazione politica dell'Europa occidentale e formulare un piano d'azione, una strategia per i partiti comunisti di questi Paesi. In una democrazia borghese sviluppata, il PC deve perseguire una strategia adatta alle circostanze sulla base di una "analisi concreta della realtà concreta", perché senza di essa il marxismo è pura ideologia che ignora la realtà. Carrillo riconosce che lo Stato capitalista moderno, che ha osservato nel 1977 e che è ancora lo stesso oggi (2024), non serve più la maggioranza della borghesia, ma solo una piccola élite. Lo stato non deve quindi confrontarsi solo con il proletariato, ma con un'ampia fascia della società (contadini, accademici, commercianti...). Ciò offre a sua volta la possibilità che questi diversi gruppi della società si trovino uniti contro i grandi monopoli sostenuti dallo Stato. L'eurocomunismo si trova di fronte alla necessità di far capire alla società che l'attuale Stato capitalista sta distruggendo la democrazia a lungo termine e che una società socialista è necessaria per la sua sopravvivenza ed espansione. Questo spinge gli eurocomunisti a intraprendere un percorso democratico verso una società socialista, che è diventata necessaria non solo per il proletariato ma per la grande maggioranza della popolazione, e che porta a un nuovo blocco storico, un'alleanza antimonopolista. Oggi la lotta per il socialismo deve essere strettamente legata alla lotta per più democrazia. Per sviluppare un ruolo egemonico, i gruppi progressisti come il Partito Comunista devono quindi riflettere sui problemi della società nel suo complesso e opporsi all'oligarchia che rimane al potere a nome della maggioranza della società. La strategia presentata da Carrillo può essere strettamente collegata a quella di Chantal Mouffe, teorica del populismo di sinistra. La lotta per costruire una nuova egemonia deve essere condotta all'interno delle istituzioni, dalla chiesa, all'istruzione, alla cultura.

 

Nelle attuali società occidentali, Carrillo vede la democrazia come l'unico modo sensato per le forze comuniste e socialiste di conquistare il potere. Sebbene ritenga che in determinate situazioni, con il sostegno della maggioranza della popolazione, l'uso della forza sia giustificato, questo non è il caso nella situazione attuale. La trasformazione dell'apparato statale deve avvenire in un primo momento attraverso la sua democratizzazione, che deve essere realizzata combattendo l'ideologia borghese e la sua posizione egemonica. Ciò richiede un'alleanza tra gruppi della popolazione, che in passato si sono spesso combattuti in nome della lotta di classe. Oggi (2024), tale alleanza deve essere formata contro l'egemonia neoliberale e unire i lavoratori, gli impiegati, i piccoli imprenditori e molti altri gruppi che soffrono della posizione monopolistica delle grandi imprese e di pochi miliardari.

 

Per quanto riguarda la politica di sicurezza, Carrillo ha una posizione molto scettica nei confronti della NATO. Alla luce della posizione difensiva del Patto di Varsavia, la NATO deve costantemente trovare giustificazioni per la sua esistenza (nel 2024, è la Russia a essere usata come giustificazione). In definitiva, l'alleanza è "uno strumento politico, economico e militare del controllo americano sull'Europa". Carrillo si batte per il superamento della politica dei blocchi militari, per la completa abolizione delle basi militari in territorio straniero, per il disarmo generale e per la messa al bando delle armi nucleari.

 

Carrillo vede la transizione verso un'economia socialista come un processo più lungo con diverse fasi in cui le forme di proprietà pubblica e privata coesistono per un certo periodo di tempo. Il dominio del capitale monopolistico verrebbe distrutto per primo e la transizione verso un'economia socialista e democratica verrebbe completata gradualmente. Il settore pubblico occuperà sempre più una posizione dominante nell'economia e l'egemonia politica conquistata attraverso le forze del lavoro e della cultura garantirà il cammino verso una società di uguaglianza e senza classi. Carrillo è consapevole che è molto difficile raggiungere una posizione egemonica nei Paesi occidentali, ma ritiene che la conseguente trasformazione della società possa essere raggiunta più rapidamente grazie all'alto livello di sviluppo economico.

 

Carrillo risponde anche all'accusa di alcuni gruppi comunisti di essere riformisti. Lo fa citando Lenin, che alla vigilia della rivoluzione disse che il cammino verso il socialismo poteva essere diverso e poteva passare attraverso diverse forme di democrazia o di dittatura del proletariato. Cita anche Chruščëv, che vedeva la possibilità di conquistare il potere con mezzi democratici, che avrebbero potuto portare all'instaurazione di una vera democrazia, una democrazia dei lavoratori.

Carrillo sottolinea che dare valore al suffragio universale non significa che la democrazia per la popolazione debba limitarsi a votare ogni qualche anno. Il controllo democratico da parte del popolo dovrebbe essere esteso in modo da poter rimuovere i funzionari eletti se fanno un cattivo lavoro e intervenire rapidamente in tutti i settori (controllo popolare). Devono essere garantiti il diritto di manifestare e di sciopero e la completa libertà di stampa.

 

Secondo Carrillo, il Partito Comunista deve continuare a rappresentare un'avanguardia con una posizione marxista. Tuttavia, deve riconoscere di non essere l'unico rappresentante della classe operaia e che anche altri partiti socialisti possono legittimamente rappresentare una parte del popolo lavoratore. Il partito esamina criticamente le proprie posizioni e quelle degli altri partiti e rifiuta il centralismo democratico di tipo sovietico.

Tuttavia, Carrillo chiarisce anche che l'eurocomunismo non deve essere confuso con la socialdemocrazia. L'eurocomunismo mira a trasformare la società capitalista e a instaurare il socialismo. La socialdemocrazia, invece, mira a gestire questa società capitalista e a integrarsi in essa. Questo è particolarmente evidente oggi: in Germania, la SPD è da anni garante delle politiche di austerità, ogni volta che è al potere, e in Svizzera il PS è integrato in un governo borghese e neoliberista. Anche Carrillo vede la possibilità di cooperare con altri partiti progressisti, ma solo con quelli che non sono impegnati nella forma monopolistica di proprietà.

 

Carrillo è consapevole che nello Stato democratico capitalista tutto è organizzato per la difesa degli interessi della classe dominante. Tuttavia, è convinto che l'instaurazione di un nuovo ordine egemonico sia possibile. Mi sembra che soprattutto oggi, in un momento di profonda crisi del capitalismo, il successo dei populisti di destra abbia dimostrato che la presa di potere democratica è possibile, e che noi di sinistra dobbiamo fare tutto il possibile per garantire che l'attuale ordine neoliberale sia sostituito da un'egemonia progressista e di sinistra, e non da ideologie razziste che continuano a servire il capitale.

 

Poiché Carrillo è favorevole alla via democratica per l'instaurazione del socialismo, rifiuta di conseguenza anche la dittatura del proletariato per i Paesi occidentali. Questa strategia è stata giustificata in circostanze come la Rivoluzione russa, in cui una frazione della popolazione ha dovuto conquistare il potere, contribuendo all'instaurazione di una nuova egemonia (la dittatura del proletariato era quindi una necessità storica in questo caso, e potrebbe esserlo ancora oggi in alcuni Paesi sottosviluppati). Nell'Europa occidentale contemporanea, tuttavia, questo non è l'approccio giusto, perché qui i lavoratori/impiegati rappresentano la maggioranza della popolazione, e qui una nuova egemonia può emergere solo attraverso l'estensione della democrazia. Sono d'accordo anche su questo, perché oggi la violenza e le misure coercitive portano all'emarginazione piuttosto che a un maggiore sostegno da parte della popolazione.

 

Carrillo conclude sottolineando che i comunisti di ogni Paese devono trovare la propria strada per superare la società capitalista, garantendo al contempo la solidarietà internazionale. Rifiuta la lotta militare tra i due blocchi di potere, che considera un suicidio per l'umanità. Riconosce che esistono diverse correnti comuniste (Unione Sovietica, Cina, Eurocomunismo...), che sono influenzate dal fattore nazionale, dalle circostanze specifiche del Paese, ed è per questo che condanna anche l'intervento del Patto di Varsavia in Cecoslovacchia (1968), che ha impedito uno sviluppo indipendente, possibilmente verso una democrazia dei lavoratori.

 

A mio avviso, l'analisi di Carrillo è tuttora molto attuale. La via democratica al socialismo è attualmente l'unica possibilità in Paesi occidentali come la Svizzera, anche se è molto difficile da realizzare. Ancora una volta, dobbiamo difenderci dalla lotta tra due blocchi (USA/Cina e Russia), nessuno dei quali corrisponde ai nostri ideali. È ancora necessario lottare per la creazione di una contro-egemonia contro l'élite neoliberale. Gran parte della popolazione è frustrata dalle politiche dei governi europei, ora è necessario raggiungere queste persone con tutti i mezzi e mostrare loro che una società più giusta è possibile, in cui le persone sono la priorità rispetto al capitale. Questa lotta è più importante ora di quanto non lo sia stata per molto tempo, in un momento di militarizzazione e riarmo, che devono essere fermati a tutti i costi. In questo senso, come scrive Carrillo nel suo libro, è compito dei partiti comunisti "contribuire alla conquista dell'egemonia politica e sociale da parte delle forze del lavoro e della cultura".

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