Volksfern/Volksnah? Über die ewigen Widersprüche der SP Schweiz (21.08.2024)

Die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS) vertritt im Vergleich zu ihren Schwesterparteien in den Nachbarländern (SPD, PS, PD…) linkere Positionen. Allzu schwierig ist das allerdings nicht, haben sich doch letztere vollständig der neoliberalen Politik verschrieben. Die SP gibt sich als Gegnerin der neoliberalen Parteien, scheint aber gleichzeitig nicht den immensen Widerspruch zu erkennen, auf den JUSO und linke Oppositionsparteien schon lange hinweisen: Als Koalitionspartnerin einer Regierung mit FDP, SVP und "Die Mitte" unterstützt die SP de facto die neoliberale Politik der Regierung und verhindert gleichzeitig eine konsequente linke Opposition.

 

Gut zum Vorschein kam dies kürzlich bei einem Interview von SP-Kopräsident Cédric Wermuth mit der WOZ vom 15. August 2024. Der Untertitel des Artikels sagt: "Cédric Wermuth findet es inakzeptabel, dass der Bundesrat den Haushalt auf Kosten der AHV sanieren will. Vielmehr sei die Zeit für eine neue Sozial- und Finanzpolitik gekommen." Ja Herr Wermuth, der Bundesrat, zu dem eben gerade auch Ihre Partei gehört, hat sich für eine solche Politik entschieden. Es scheint, als ob diese SP-Politiker:innen das Schweizer Volk für dumm verkaufen wollen. Solange man Teil einer Regierung ist, muss man auch für deren Entscheidung Mitverantwortung tragen. Konkret heisst das, dass die SP die neoliberale Politik des Establishments genauso verantworten muss wie FDP, SVP und Die Mitte. Da hilft auch die entgegengestellte Rhetorik des Parteipräsidenten nichts.

 

Während sich also in anderen sozialdemokratischen Parteien wie der SPD die politischen Positionen mit der Rhetorik und der Koalitionsbildung angeglichen haben, bleibt bei der SPS ein enormer Widerspruch bestehen. Die Partei gibt sich als die Partei für soziale Gerechtigkeit, unterstützt aber gleichzeitig durch ihre Regierungsbeteiligung (in der sie ohnehin nicht genügend Gewicht hat, um wichtiges zu bewirken) explizit die neoliberale Politik der Regierung. Somit wird die SP zu einem Teil des politischen Establishments, das es zu bekämpfen gilt, zumindest solange sie Teil der Regierung bleibt. In vielen europäischen Ländern kam es in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Konsens der Mitte (Mitte-links oder Mitte-rechts Regierungen), in der Schweiz erstreckt sich dieser Konsens jedoch von Mitte-links bis hin zu einer alles andere als moderaten Rechten (SVP). Die Wähler:innen werden durch einen solch breiten Konsens von den Urnen ferngehalten, wieso sollte man überhaupt abstimmen, wo doch fast jede Partei auf dem Wahlzettel in die Regierung eingebunden ist, und das System so starr ist, dass man sich kaum noch an eine andere Regierungszusammensetzung erinnern kann (Stichwort Zauberformel). Die Situation ist nicht neu, schon in den 80er-Jahren beklagte sich der linke Sozialdemokrat Willy Spieler über die Regierungsbeteiligung der SP und sah den Demokratieverlust, der dadurch entstand: "Der Souverän, der jeder Alternative entwöhnt wird, kann nichts bewirken, sondern nur beglaubigen, was ist. Wahlen dienen der Ratifikation des Bestehenden."

 

Im Interview traut sich Wermuth sogar, linkspopulistische Rhetorik zu benutzen: "Das Ja zur 13. AHV-Rente ist für mich die Ankunft des real existierenden Volkes in Bundesbern: Damit möchte ich sagen, dass die bürgerliche Mehrheit in Bern die wirkliche ökonomische Situation der Leute im Land schlicht nicht kennt. Die Menschen wollen sich offenbar nicht mehr von den bürgerlichen Parteien und den Wirtschaftsverbänden vorschreiben lassen, was man sich leisten kann und was nicht. […] Zumindest die Spitzen dieser Parteien bewegen sich in finanziellen Sphären weit weg von Menschen mit tiefen und normalen Einkommen – und damit von der grossen Mehrheit der Bevölkerung. Sie haben die Bodenhaftung verloren." Wermuth sollte sich jedoch bewusst sein, dass er sich hier auf denselben Widerspruch einlässt, den die SVP schon seit Jahren betreibt. Man kann nicht gegen Bundesbern und die volksferne Politik klagen, solange man direkt dafür verantwortlich ist. Entweder man stellt sich auf die Seite der arbeitenden Bevölkerung gegen das neoliberale Establishment, oder aber man bleibt aus machtpolitischen Gründen Teil des Establishments. Die SP hat letzteres gewählt.

 

Die WOZ macht dabei keine bessere Figur. Statt auf das Geklage Wermuths mit kritischen Fragen zu reagieren, schliesst sich das linke Medium den Klageliedern des Kopräsidenten über die anderen Parteien an: "FDP und SVP foutieren sich offensichtlich um den Volkswillen."

 

"Wir blicken kritisch auf all jene, die Macht ausüben. Wir tun das von links unten – mit der journalistisch gebotenen Distanz zu allen Akteur:innen" schreibt die WOZ über sich selbst, doch diese kritische Distanz gilt wohl nicht zur SP, obwohl diese sehr wohl Macht ausübt. Damit kommt die grösste linke Wochenzeitung der Schweiz den sich selbst auferlegten journalistischen Ansprüchen nicht nach.

 

Die SP Schweiz nimmt somit eine für die Linke doppelt verhängnisvolle Position ein. Auf der einen Seite verursacht die Konkordanzdemokratie, die sich in einer breiten Regierungskoalition äussert, ein allgemeines Desinteresse der Bevölkerung für die Politik (Chantal Mouffe nennt das Postpolitik) und somit sehr tiefe Wahlbeteiligung, was wiederum rechten Parteien und den Eliten im Land zugutekommt. Auf der anderen Seite verunmöglicht die SP dadurch eine starke Opposition, die sich gegen die Regierung profilieren und eine echte Alternative anbieten könnte. Wenn es der SP mit ihren politischen Positionen wirklich ernst wäre, dann würde sie, statt Machtpolitik zu betreiben, die Opposition und somit eine alternative zur neoliberalen Politik stärken. Solange das nicht geschieht, müssen wir ehrlich sein und erkennen, was die SP heute ist: ein Teil des politischen Establishments und direkt mitverantwortlich für dessen neoliberale Politik.

 

Quellen/sources/fonti:

 

Loin ou proche du peuple? Les éternelles contradictions du PS suisse

 

Le Parti socialiste suisse (PSS) défend des positions plus à gauche que ses partis frères dans les pays voisins (SPD, PS, PD...). Ce n'est toutefois pas trop difficile, car ces derniers se sont entièrement consacrés à la politique néolibérale. Le PS se présente comme un adversaire des partis néolibéraux, mais ne semble pas reconnaître l'immense contradiction que la Jeunesse socialiste et les partis d'opposition de gauche soulignent depuis longtemps : En tant que partenaire de coalition d'un gouvernement composé du PLR, de l'UDC et du Centre, le PS soutient de facto la politique néolibérale du gouvernement et empêche en même temps une opposition de gauche conséquente.

 

Cela a été bien mis en évidence récemment lors d'une interview du coprésident du PS Cédric Wermuth avec la WOZ du 15 août 2024. Le sous-titre de l'article dit : « Cédric Wermuth trouve inacceptable que le Conseil fédéral veuille assainir le budget au détriment de l'AVS. Il estime au contraire que le temps est venu d'une nouvelle politique sociale et financière ». Oui Monsieur Wermuth, le Conseil fédéral, dont fait justement partie votre parti, a opté pour une telle politique. On dirait que ces politiciens du PS veulent prendre le peuple suisse pour un imbécile. Tant que l'on fait partie d'un gouvernement, on doit aussi porter une part de responsabilité dans ses décisions. Concrètement, cela signifie que le PS doit assumer la politique néolibérale de l'establishment au même titre que le PLR, l'UDC et le Centre. La rhétorique opposée du président du parti n'y change rien.

 

Ainsi, alors que dans d'autres partis sociaux-démocrates comme le SPD, les positions politiques se sont alignées avec la rhétorique et la formation de coalitions, il reste une énorme contradiction au PSS. Le parti se présente comme le parti de la justice sociale, mais en même temps, par sa participation au gouvernement (dans lequel il n'a de toute façon pas assez de poids pour faire bouger les choses), il soutient explicitement la politique néolibérale du gouvernement. Ainsi, le PS devient une partie de l'establishment politique qu'il faut combattre, du moins tant qu'il fait partie du gouvernement. Dans de nombreux pays européens, on a assisté au cours des dernières décennies à un consensus du centre (gouvernements de centre-gauche ou de centre-droit), mais en Suisse, ce consensus s'étend du centre-gauche à une droite tout sauf modérée (UDC). Les électeurs sont tenus à l'écart des urnes par un consensus aussi large ; pourquoi voterait-on, alors que presque chaque parti figurant sur le bulletin de vote est impliqué dans le gouvernement et que le système est si rigide qu'il est difficile de se souvenir d'une autre composition gouvernementale (mot-clé : formule magique). La situation n'est pas nouvelle, dans les années 80 déjà, le social-démocrate de gauche Willy Spieler se plaignait de la participation du PS au gouvernement et voyait la perte de démocratie qui en résultait : "Le souverain, sevré de toute alternative, ne peut rien faire, il ne peut que certifier ce qui est. Les élections servent à ratifier ce qui existe déjà".

 

Dans l'interview, Wermuth ose même utiliser une rhétorique populiste de gauche : "Le oui à la 13e rente AVS est pour moi l'arrivée du peuple réellement existant dans la Berne fédérale : je veux dire par là que la majorité bourgeoise à Berne ne connaît tout simplement pas la situation économique réelle des gens dans le pays. Les gens ne veulent manifestement plus se laisser dicter par les partis bourgeois et les associations économiques ce qu'ils peuvent ou ne peuvent pas se permettre. [...] Les dirigeants de ces partis, du moins, évoluent dans des sphères financières très éloignées des personnes aux revenus bas et normaux - et donc de la grande majorité de la population. Ils ont perdu pied." Wermuth devrait toutefois être conscient qu'il s'engage ici dans la même contradiction que l'UDC depuis des années. On ne peut pas se plaindre de la Berne fédérale et de la politique éloignée du peuple tant qu'on en est directement responsable. Soit on se range du côté du peuple contre l'establishment néolibéral, soit on reste membre de l'establishment pour des raisons de politique de pouvoir. Le PS a choisi cette dernière solution.

 

La WOZ ne fait pas meilleure figure. Au lieu de réagir à la plainte de Wermuth par des questions critiques, le média de gauche se joint aux lamentations du coprésident sur les autres partis : "Le PLR et l'UDC se moquent manifestement de la volonté du peuple."

 

"Nous portons un regard critique sur tous ceux qui exercent le pouvoir. Nous le faisons depuis le bas et de la gauche - avec la distance journalistique requise par rapport à tous les acteurs", écrit la WOZ à propos d'elle-même, mais cette distance critique ne s'applique pas au PS, bien que celui-ci exerce bel et bien le pouvoir. Ainsi, le plus grand hebdomadaire de gauche de Suisse ne répond pas aux exigences journalistiques qu'il s'est imposé.

 

Le PS suisse adopte ainsi une position doublement désastreuse pour la gauche. D'une part, la démocratie de concordance, qui se traduit par une large coalition gouvernementale, provoque un désintérêt général de la population pour la politique (ce que Chantal Mouffe appelle la postpolitique) et donc une très faible participation électorale, ce qui profite à son tour aux partis de droite et aux élites du pays. D'un autre côté, le PS rend ainsi impossible une opposition forte qui pourrait se profiler contre le gouvernement et proposer une véritable alternative. Si le PS était vraiment sérieux dans ses positions politiques, au lieu de mener une politique de pouvoir, il renforcerait l'opposition et donc une alternative à la politique néolibérale. Tant que ce n'est pas le cas, nous devons être honnêtes et reconnaître ce que le PS est aujourd'hui : une partie de l'establishment politique et directement coresponsable de sa politique néolibérale.

 

Lontano o vicino al popolo? Le eterne contraddizioni del PS Svizzero

 

Rispetto ai partiti fratelli dei Paesi vicini (SPD, PS, PD...), il Partito Socialista Svizzero (PSS) rappresenta posizioni più di sinistra. Tuttavia, questo non è troppo difficile, dato che questi ultimi hanno totalmente accolto e implementato le politiche neoliberali. Il PS si presenta come un oppositore dei partiti neoliberali, ma allo stesso tempo non sembra riconoscere l'immensa contraddizione che la GISO e i partiti di opposizione di sinistra sottolineano da tempo: Come partner di coalizione in un governo con PLR, UDC e il Centro, il PS sostiene de facto le politiche neoliberali del governo e allo stesso tempo impedisce una coerente opposizione di sinistra.

 

Un'altra conferma di questa contraddizione ci è giunta da un'intervista rilasciata dal co-presidente del PS Cédric Wermuth al quotidiano WOZ il 15 agosto 2024. Il sottotitolo dell'articolo recita: “Cédric Wermuth ritiene inaccettabile che il Consiglio federale voglia ristrutturare il bilancio a spese dell'AVS. È invece giunto il momento di una nuova politica sociale e finanziaria”. Sì, signor Wermuth, il Consiglio federale, di cui fa appunto parte anche il suo partito, ha deciso a favore di questa politica. Sembra che questi politici del PS vogliano prendere per i fondelli il popolo svizzero. Finché si fa parte di un governo, si deve condividere la responsabilità delle sue decisioni. Concretamente, ciò significa che il PS deve assumersi la responsabilità delle politiche neoliberali dell'establishment tanto quanto PLR, UDC e Centro. La retorica contrastante del presidente del partito non cambia le cose.

 

Così, mentre le posizioni politiche di altri partiti socialdemocratici come l'SPD si sono armonizzate con la retorica e la costruzione di coalizioni, nel PSS rimane un'enorme contraddizione. Il partito si presenta come il partito della giustizia sociale, ma allo stesso tempo sostiene esplicitamente le politiche neoliberali del governo attraverso la sua partecipazione ad esso (nel quale non ha comunque un peso sufficiente per avere un impatto significativo). Ciò rende il PS parte dell'establishment politico che deve essere combattuto, almeno finché rimane al governo. In molti Paesi europei, negli ultimi decenni si è registrato un consenso di centro (governi di centro-sinistra o centro-destra), ma in Svizzera questo consenso si estende dal centro-sinistra a una destra tutt'altro che moderata (SVP). Gli elettori sono tenuti lontani dalle urne a causa di questo consenso così ampio, perché dovrebbero votare quando quasi tutti i partiti sulla scheda elettorale sono coinvolti nel governo e il sistema è così rigido che è quasi impossibile ricordare una diversa composizione del governo (parola chiave: formula magica). La situazione non è nuova; già negli anni '80, il socialdemocratico di sinistra Willy Spieler si lamentava della partecipazione del PS al governo e riconosceva la perdita di democrazia che ne derivava: “Il sovrano, che è privato di qualsiasi alternativa, non può ottenere nulla, ma solo autenticare ciò che è. Le elezioni servono a ratificare ciò che già esiste.”

 

Nell'intervista, Wermuth osa persino usare una retorica populista di sinistra: “Per me, il Sì alla 13esima mensilità AVS è l'arrivo del popolo reale nella Berna federale: con questo intendo dire che la maggioranza borghese a Berna semplicemente non conosce la reale situazione economica della gente nel Paese. La gente ovviamente non vuole più sentirsi dire dai partiti borghesi e dalle organizzazioni economiche cosa può o non può permettersi. [...] Almeno i leader di questi partiti si muovono in ambiti finanziari lontani dalle persone con redditi bassi e normali - e quindi dalla grande maggioranza della popolazione. Hanno perso la presa sulla realtà”. Tuttavia, Wermuth dovrebbe essere consapevole di essere coinvolto nella stessa contraddizione che l'UDC vive da anni. Non ci si può lamentare contro il governo federale e le politiche che sono lontane dalla gente finché si è direttamente responsabili di esse. O ci si schiera con il popolo contro l'establishment neoliberale, o si rimane parte dell'establishment per motivi di politica di potere. Il PS ha scelto la seconda opzione.

Il WOZ non fa una figura migliore. Invece di rispondere alle lamentele di Wermuth con domande critiche, il settimanale di sinistra si unisce a quelle del co-presidente screditando gli altri partiti: “Il PLR e l'UDC ovviamente non si preoccupano della volontà del popolo”.

 

“Noi abbiamo una visione critica di tutti coloro che esercitano il potere. Lo facciamo dal basso e dalla sinistra - con la distanza giornalistica da tutti gli attori”, scrive il WOZ a proposito di se stesso, ma questa distanza critica a quanto sembra non si applica al PS, anche se questo effettivamente esercita il potere. Ciò significa che il più grande settimanale di sinistra della Svizzera non rispetta gli standard giornalistici che si è prefissato.

 

Il PS Svizzero sta quindi adottando una posizione doppiamente disastrosa per la sinistra. Da un lato, la democrazia della concordanza, che si manifesta in un'ampia coalizione di governo, provoca un generale disinteresse della popolazione per la politica (Chantal Mouffe lo chiama post-politica) e quindi un'affluenza alle urne molto bassa, che a sua volta avvantaggia i partiti di destra e le élite del Paese. D'altra parte, il PS rende impossibile l'emergere di un'opposizione forte contro il governo e l'offerta di una vera alternativa. Se il PS fosse davvero serio nelle sue posizioni politiche, invece di perseguire una politica di potere rafforzerebbe l'opposizione e quindi un'alternativa alle politiche neoliberali. Finché questo non accade, dobbiamo essere onesti e riconoscere ciò che il PS è oggi: parte dell'establishment politico e direttamente responsabile delle sue politiche neoliberali.

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